Das Harvard Arts Museum in Cambridge bringt derzeit in einer Ausstellung Studenten, Künstlern und anderen interessierten Gästen die Welt der Farbe – genauer gesagt die seltensten Farben – näher. Genauer gesagt finden sich im Museum von Harvard über 2500 verschiedene, einzigartige Farben ausgestellt. Wer meint, dies könnte er sich auch im Baumarkt ansehen, irrt sich. Was heute so einfach scheint, war früher kostspielig, aufwändig und mitunter sogar gefährlich.
Der Kunsthistoriker Edward W. Forbes brachte in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts unzählige Proben von verschiedenster, teilweise seltensten Farben von seinen Reisen rund um den Erdball mit nach Hause. Doch wer glaubt, dies sei schon aufwändig genug, hat keine Ahnung. In früheren Zeiten gingen Menschen weite Wege, um an bestimmte Farbtöne heran zu kommen.
Die Gewinnung der seltensten Farben
So wurde beispielsweise Mumienbraun tatsächlich aus den Hüllen ägyptischer Mumien extrahiert. Aus zerquetschten Cochenilleschildläusen gewann man Karminrot, und Ultramarin Blau stellte man durch Pulverisieren des Edelsteins „Lapislazuli“ her. Der exklusive Blauton, den man in der mittelalterlichen Malerei oft verwendete, war damals kostbarer als Gold.
Die tief blaurote Farbe „Tyrian Lila“, eine Absonderung der räuberischen Seeschnecke Bolinus brandaris (ursprünglich bekannt als Murex brandaris), war sogar so teuer, dass der byzantinische Kaiser jedermann ausserhalb des kaiserlichen Hof verbot, den königlichen „Purpur“ zu tragen.
Einige Pigmente müssen hingegen mit Vorsicht behandelt werden, einschliesslich des gelb-farbenen „Orpiment“ und das rot-orange „Realgar“, welche aus Arsensulfid gewonnen werden. Das bei den Impressionisten beliebte Cadmiumgelb basierte auf dem giftigen Schwermetall Cadmium.
Auch Smaragdgrün, gewonnen aus dem kristallinen „Kupfer Acetoarsenit“ Pulver, gefährdete die Gesundheit des Künstlers. Das Pigment erzeugt das pulsierende Grün im Hintergrund des Paul Gauguin gewidmeten Selbstporträt von Vincent van Gogh. Es war kostengünstig herzustellen und deshalb ein beliebter Farbton für Haushaltsfarben Ende der 1800er und in den frühen 1900er Jahren, aber seine Dämpfe konnten tödlich sein. Später verwendete man die anorganische Verbindung in Insektenschutzmitteln.
Immerhin stammte die Farbe „Dragon’s Blood“ nicht vom Blut eines Drachen, sondern von der Rattanpalme.
Mehr Infos über Farben demnächst im Blog von Massimo Color.